1. Gleiche Anforderungen in allen Bundesländern
Wir fordern bundesweit gleiche Schulabschlüsse sowie einheitliche Kerncurricula und Kompetenzstandards!
Um Chancengleichheit, Mobilität und internationale Wettbewerbsfähigkeit abzusichern, müssen die schulischen Rahmenbedingungen für
alle Bundesländer vereinheitlicht werden - ohne gleich den Bildungsföderalismus abzuschaffen: Vergleichbare Prüfungsanforderungen
beim Mittleren Schulabschluss und beim Abitur setzen einheitliche Kerninhalte für die Lehrpläne und gleiche Kompetenzstandards
für alle Fächer in allen Schulformen voraus. Der begrüßungswerte Beschluss der Kultusminister vom Juni 2013 über einen zentralen Pool für Abituraufgaben
in vier Kernfächern sowie über die bundesweite Standardisierung der Bewertungskriterien kann nur ein Anfang sein. Zudem müssen parallel
die Beschäftigungsverhältnisse der Lehrer vereinheitlicht werden.
2. Weniger Inhalte, mehr Kompetenzen
Wir fordern eine Reduzierung der Lehrplaninhalte und eine kompetenzorientierte Schulausbildung!
Angesichts einer sich revolutionär verändernden Wissenschaftsgesellschaft müssen alle Lehrplaninhalte auf den Prüfstand – im Hinblick auf ihre zeitgemäße Relevanz.
Längst erprobte didaktische Prinzipien wie das exemplarische Lernen ermöglichen eine überfällige Reduzierung der Inhalte. Das stupide Pauken von Stoffmengen für einen
Test bzw. für eine Klausur in bis zu 16 Fächern produziert Stress und „Bulimie-Wissen“. Das Ziel von Schule sollte sein, unter Anleitung oder selbständig allein bzw. in der
Gruppe vielfältige Problemlösungsstrategien zu entwickeln und anzuwenden. Neben den fachbezogenen Kompetenzen gilt es auch die sozialen Kompetenzen wie Selbständigkeit,
Verantwortungsbewusstsein, Empathie und Teamfähigkeit zu fördern.
3. Kleinere Lerngruppen und längere „Stunden“
Wir fordern maximal 25 Schüler in einer Klasse und eine längere Unterrichtsstunde!
Wie im 19. Jahrhundert sitzen in der Mittelstufe häufig mehr als 30 Schüler dicht gedrängt in viel zu kleinen Klassenräumen und absolvieren im 45-Minuten-Takt bis zu 7 Fächer am Tag.
Eine individuelle Förderung bleibt dabei eine Illusion. Binnendifferenzierte Aufgaben, die sich an den unterschiedlichen Leistungsniveaus orientieren, lassen sich aber nur in kleineren Lerngruppen realisieren.
Auch eine erfolgreiche Inklusion lässt sich nicht mit hohen Klassenfrequenzen umsetzen.
Um einen binnendifferenzierten Unterricht zu ermöglichen, sollte außerdem die Zeit für eine Unterrichtsstunde von 45 Minuten auf 60 bzw. 90 Minuten umgestellt werden. Schulen,
die bereits längere Unterrichtsstunden eingeführt haben, wollen zum alten 45-Minuten-Takt nicht mehr zurück.
4. Gleiche Bildungschancen für alle
Wir fordern gleiche Bildungschancen für alle Kinder ungeachtet ihrer sozialen Herkunft – in Ganztagsschulen!
Um Kindern aus sozial benachteiligten Elternhäusern gleiche Bildungschancen einzuräumen, müssen kostenlose Angebote wie Hausaufgabenbetreuung oder Nachhilfeunterricht in der Schule sowie
zusätzlicher Sprachunterricht zur Verfügung stehen. Dazu muss der flächendeckende Ausbau von Ganztagsschulen vorangetrieben werden – mit mehr Personal (vgl. Pkt. 5) und einer qualitätsgerechten
und bezahlbaren Essensversorgung in Schulkantinen.
5. Professionalisierung der Schulorganisation
Wir fordern eine professionelle Schulorganisation mit zusätzlichem Fachpersonal: Sozialpädagogen, Netzwerkbetreuer und Schulmanager!
Die schulorganisatorischen Anforderungen sowie die Lehrerarbeitszeit (inzwischen bis 26 Wochenstunden) sind seit 1949 stetig gestiegen. Und die Schulleitungen sind primär damit beschäftigt, den Schulalltag
zu managen - anstatt die Unterrichtsqualität abzusichern. Zeit für die Erprobung neuer pädagogischer Konzepte oder eine gezielte individuelle Betreuung der Schüler sowie eine ausreichende Kommunikation mit
den Elternhäusern fehlt häufig. Daher müssen Schulleitungen und Lehrer entlastet werden: durch einen Schulmanager, durch „Schulhelfer“ sowie einen Netzwerkbetreuer für die mediale Ausstattung. Zudem hat sich immer
wieder gezeigt, dass durch einen festangestellten Sozialpädagogen schulische Konflikte zwischen Schülern, zwischen Lehrern und Schülern bzw. Eltern entschärft - und eine Eskalation verhindert werden konnten.
Darüber hinaus sollen sich die Schulen weitgehend selbst verwalten. Sie sollen demokratisch über die Verwendung ihrer finanziellen und personellen Ressourcen sowie geeignete pädagogische Konzepte entscheiden können.
6. Moderne räumliche und mediale Ausstattung der Schulen
Wir fordern eine räumliche und mediale Ausstattung, die modernen Anforderungen entspricht und ein optimales Lernklima schafft!
Die vielerorts eingeleitete Gebäudesanierung muss auf alle Schulstandorte ausgeweitet und beschleunigt werden. Schulen sollten nicht nur über ausreichend Fach- und Klassenräume sowie eine Sporthalle verfügen,
sondern auch über Pausenräume, eine Kantine sowie eine Aula bzw. einen Theaterraum – sowie über einwandfreie Sanitäranlagen. Ungeachtet dessen sollte bei Neu- und Umbauten architektonisches Neuland betreten werden:
Schulen sollten nicht Krankenhäusern oder Kasernen gleichen, sondern Lernräume schaffen, die für ein optimales Lernklima sorgen und Raum für neue pädagogische Konzepte ermöglichen.
Darüber hinaus reicht es in der modernen medialen Welt nicht mehr aus, Schulen flächendeckend mit Computerkabinetten und die Klassenräume mit interaktiven Tafeln (Smartboards) auszustatten.
Schüler müssen angemessen auf die berufliche wie auch gesellschaftliche Teilhabe im digitalen Informationszeitalter vorbereitet werden. Voraussetzung ist die Bereitstellung und professionelle Wartung einer zeitgemäßen IT-Infrastruktur, zu der
mittelfristig beispielsweise auch bezahlbare Touchpads mit pädagogisch geprüfter Lern- und Unterrichtssoftware für jeden Schüler gehören könnten.
7. Regionale Vernetzung der Schulen
Wir fordern eine Ausweitung der regionalen Vernetzung mit außerschulischen Einrichtungen!
Die oft schon vorhandene Vernetzung der Schulen mit regionalen außerschulischen Einrichtungen wie Sportvereinen, mittelständischen Unternehmen, Jugendklubs, Musikschulen, Museen und Geschichtswerkstätten
sollte ausgeweitet werden. Hierfür müssen Kapazitäten und finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden. Die Kooperation mit außerschulischen Einrichtungen in der Region könnte der Schulmanager übernehmen
(vgl. Pkt. 5).
8. Ein zweigliedriges Schulsystem – in allen Bundesländern
Wir fordern bundesweit ein zweigliedriges Schulsystem - ohne die regionale Vielfalt der Schulformen und deren pädagogische Ansätze aufzuheben!
Ein dreigliedriges Schulsystem existiert nur noch in Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Hessen. Alle anderen Bundesländer haben Haupt- , Real- und Gesamtschulen zu einer Schulform
(„Sekundarschulen“, „Regionalschulen“ oder „Oberschulen“) zusammengefasst. Das erhöht nicht nur die Chancengleichheit, sondern erleichtert auch die immer wieder geforderte Mobilität –
beim Umzug von einem Bundesland ins andere.
Das Gymnasium sollte als Schulform (ab Klasse 5 bzw. 7) erhalten werden und darüber hinaus die Möglichkeit bieten, um leistungsstarke Kinder in „Schnellläuferklassen“ (Überspringen von einer Klassenstufe) oder in „Spezialklassen“ (Latein als erste Fremdsprache) gezielt zu fördern.
9. Kein Turbo-Stress-Abitur
Wir fordern die Rückkehr zum Abitur nach 13 Jahren (G9)!
Der bundesweiten Kritik von Schülern, Eltern und Lehrern über Stofffülle, lange Schultage und viele Hausaufgaben seit der Einführung von G8 sollte Rechnung getragen werden. Die Konsequenz bedeutet entweder
eine Rückkehr zum Abitur nach 13 Jahren oder eine Optimierung des Schulalltags durch Ganztagslernen (Schulaufgaben statt Hausaufgaben) sowie eine Kürzung der Lehrplaninhalte (vgl. auch Pkt. 2). Um ein ewiges
Reform-Hin-und-Her zu vermeiden, sollte an allen Schulformen, also auch den Gymnasien, die Wahlmöglichkeit für G8 oder G9 bestehen.
10. Späterer Unterrichtsbeginn
Wir fordern, dass der Unterricht generell später beginnen sollte!
Ein späterer Schulbeginn, das belegen auch Erkenntnisse der Hirnforschung, fördert die Lernmotivation und wirkt sich positiv auf das seelische Gleichgewicht der Jugendlichen aus. Daher
sollte der Unterricht generell später beginnen: in einem flexiblen Zeitkorridor zwischen 8:30 und 10:00 Uhr. Wissenschaftliche Studien über in den USA getestete „Längerschläfer“ belegen,
dass die Schüler nicht nur leistungsfähiger waren und bessere Noten erreichten, sondern auch ein „offeneres Sozialverhalten“ zeigten. Darüber hinaus sank die Zahl der „Zuspätkommer“ und Schwänzer. Konsequenz:
Späterer Unterrichtsschluss und Ausbau der Ganztagsschulen (vgl. Pkt. 4).